Das Massiv der Adelegg, gelegen zwischen den Städten Isny und Kempten, ist das dunkle Herz des Allgäus. Ein kreuzförmiges Tal durchschneidet das Massiv. An der Kreuzung der vier kleinen Täler, die gemeinsam das sogenannte Kreuztal bilden, erhebt sich der kleine Ort Kreuztal – Eisenbach. Der Ortsteil Kreuztal liegt in Bayern, der Ortsteil Eisenbach bereits in Baden-Württemberg. Das wichtigste Gebäude im Dorf ist das kleine Jagdschloss Haus Tanne. Es gibt noch den altehrwürdigen Gasthof zum Kreuz und die architektonisch ungewöhnliche kleine Kirche, welche ganz mit Holzschindeln bedeckt ist.
Geprägt wurde der Ort durch Holzfäller und Glasmacher sowie durch Bergbauern. Es ist das dunkle Herz des Allgäus. Heute leben hier Pferdeflüsterer, Schamanen und Naturliebhaber neben der einheimischen Bevölkerung. Es ist immer noch einige der wenigen Orte in Deutschland, wo es keinen Handyempfang gibt. Damals nur über eine Feldstraße erreichbar. Die erste Teerstraße wurde erst in den siebziger Jahren des 20. Jahrhundert ins Tal gelegt. Es ist eine surreale Landschaft mit einer ausgefallenen Geschichte. Sie inspirierte schon immer Künstler und Autoren.
Es mag daher nicht verwundern, dass die Protagonisten der Künstlerkolonie des „schwarzen Hauses“ aus Solingen, als es darum ging, im Krieg ein sicheres Versteck zu finden, sich in diese Wildnis – buchstäblich am Ende der Welt – zurückzogen. Erst kam Erna Heinen-Steinhoff mit ihren Töchtern Gabriele und Bettina ins Tal, immer wieder besucht von ihrem Mann Hanns Heinen, der gegen Kriegsende dort blieb und schließlich mit Haftbefehl gesucht wurde und ab 1943 durch Erwin Bowien, dessen abenteuerliche Flucht quer durch Deutschland, nachdem er in Augsburg der Gestapo entkommen war, dort ein Ende fand. Gedeckt durch den Ortspolizisten Ottmar Meer, überlebte die kleine Kolonie die schweren Zeiten bis zum Kriegsende.
Erwin Bowien entdeckte im Tal auch das besondere künstlerische Talent der kleinen Bettina, die er ab dann systematisch zur Malerin ausbilden sollte. Er selber malte in den dunklen Wäldern -wenn auch ohne ausreichend Farben – zahlreiche Bilder aus dem Alltag des Thales und schrieb sein französisches Kriegstagebuch „ Les Heures Perdus du Matin“.
Auch Hanns Heinen hat dort viel geschrieben und gedichtet. Unter anderem fing er dort sein größtes Werk – der Weg der 30 Jahre – an. Der Autor und Journalist, Herr Dr. Rudi Holzberger, hat die Geschichte der Künstlerkolonie im Adelegg recherchiert und in seinem 2013 erschienen Buch „Faszination Adelegg-Fluchtpunkt im Allgäu“ dokumentiert. In diesem Buch sind auch die Orte der Künstlerkolonie – insbesondere auch das Haus Wiesner – in welchem Bowien und die Familie Heinen lebten – präsentiert. Kreuztal Eisenbach ist insofern eine sehr wichtige Station der Künstlerin Bettina, da nur hier, wo der Meister Erwin Bowien Zeit hatte, sich ihm das immense künstlerische Talent der kleinen Bettina Heinen offenbarte. Hier fasste er den Entschluss – mit all seiner Kraft – sie zur Künstlerin auszubilden. Bettina Heinen-Ayech ist im Jahr 2011, erstmals seit 1945, ins Kreuztal zurückgekehrt. Ein Team vom Bayerischen Rundfunk hat diese Rückkehr gefilmt und für eine Dokumentation verarbeitet. Sowohl für Hans Heinen, als auch für Erwin Bowien und Bettina Heinen-Ayech ist das Kreuztal eine fundamentale Etappe in ihrem künstlerischen Schaffen geworden.
Zum Aufenthalt von Erwin Bowien im Kreuzthal:: www.petertreiber.de