Orselina, Tessin

Aufenthalte der Künstlerkolonie in der Schweiz


Bettina - Panorama von Orsalina bei Locarno, Aquarell, 1953
Bettina - Panorama von Orsalina bei Locarno, Aquarell, 1953

Durch Vermittlung seines Jugendfreundes aus Neuchatel (Neuenburg) in der Schweiz – Herrn Eric Thiebeaud – konnte Erwin Bowien bereits ab 1948 in die Schweiz reisen. Es gelang ihm bereits nach kurzer Zeit, die restlichen Mitglieder der Künstlerkolonie, Aufenthalte in der Schweiz zu ermöglichen. Der wichtigste schweizerische Fixpunkt der Kolonie sollte der kleine Ort Orselina oberhalb von Locarno im Tessin werden, wo sowohl Bettina HeinenAyech als auch Erwin Bowien – in den 50er und 60er Jahren – jährliche Malaufenthalte unternehmen sollten, zeitweise auch begleitet durch Amud Uwe Millies.


Bettina Heinen und Erwin Bowien beim Malen auf einem Balcon in Locarno, 50er Jahre
Bettina Heinen und Erwin Bowien beim Malen auf einem Balcon in Locarno, 50er Jahre

Wegen eines schweren Leidens, blieben – nach dem Tode Ihres Mannes – Erna Heinen-Steinhoff und Ihre Enkeltochter Diana, jährlich mehrere Monate im Tessin. Sie wurden dort oft von Erwin Bowien besucht.


Bettina Heinen-Ayech (1937-2020): Der Lago Maggiore bei Luino, 1959
Bettina Heinen-Ayech (1937-2020): Der Lago Maggiore bei Luino, 1959

Bowien, der ein sehr ausgeprägtes kommunikatives Talent hatte, lernte dort beim Malen die Familie Roth aus Bern und die Familie Eggenberger aus Au in St. Gallen kennen, aus diesen Freundschaften – die sich ein Leben lang halten sollten – entwickelten sich in kürzester Zeit viele weitere Bekanntschaften. Erwin Bowien, der in der Schweiz aufgewachsen war und als Klassenkamerad sogar den späteren Präsidenten der Eidgenossenschaft, Herrn Petitpierre, erlebte, hatte große Affinitäten zu dem Land der Kantone. Und in kürzester Zeit sollte er ein großes Netz an Freunden und Förderern in der Eidgenossenschaft aufbauen.


Erwin Bowien und seine Muse Erna Heinen-Steinhoff bei der Motivsuche im Tessin, 1956. Weg von Corippo nach Mergoscia
Erwin Bowien und seine Muse Erna Heinen-Steinhoff bei der Motivsuche im Tessin, 1956. Weg von Corippo nach Mergoscia

Sein wichtigster Freund und Förderer sollte der spätere Präsident der schweizerischen Bundesbahnen – Herr Eduard M. Fallet–von Castelberg werden – welcher nach dem Tode des Künstlers im Klingenmuseum in Solingen, im Jahr 1976, den Freundeskreis Erwin Bowien e. V. gründete.


Bettina Heinen beim Malen auf einem Balcon in Locarno, 50er Jahre
Bettina Heinen beim Malen auf einem Balcon in Locarno, 50er Jahre

Durch Vermittlung der Familie Roth kam 1952 die erste große Ausstellung von Bowien in der Schweiz – in der Galerie „inneren Enge“ in Bern zustande.


Erwin Bowien beim Malen in Brissago, 1948
Erwin Bowien beim Malen in Brissago, 1948

Mit seiner Schülerin Bettina – die im Tessin ihre ersten frühen Meisterwerke schuf – erkundete er die Täler rund um den Lago Maggiore. Sie malten in Ascona, am großen See, in Brissago, in Locarno. Das größte Erlebnis wurden die vielen Bekanntschaften mit den Menschen.


Der Dichter und Lyriker Hanns Heinen (1895-1961) bei einem Ausflug auf dem Lago Maggiore während seines letzten Aufenthaltes in Orsalina, 1960
Der Dichter und Lyriker Hanns Heinen (1895-1961) bei einem Ausflug auf dem Lago Maggiore während seines letzten Aufenthaltes in Orsalina, 1960

Erna Heinen-Steinhoff, Hanns Heinen und Amud Uwe Millies waren oft zugegen, sodass Orselina als „Sommerfrische“ der Künstlerkolonie "Schwarzes Haus" gelten kann. Erwin Bowien ging jedoch noch ein Schritt weiter, hier entwarf er den Plan seinen „Schweiz Zyklus“ zu schaffen, an welchem er bis zu seinem Lebensende arbeiten sollte.


Amud Uwe Millies (1932-2008): Orselina bei Locarno, 1956
Amud Uwe Millies (1932-2008): Orselina bei Locarno, 1956