Das Schwarze Haus

Kunstquartier der Künstlerkolonie



Im Jahre 1932 erwarb der Redakteur und Lyriker Hanns Heinen (1895-1961) und seine Gattin Erna Heinen-Steinhoff (1898-1969) für 3000 Goldmark, im Solinger Stadtteil Höhscheid, an der alten Heerstraße nach Köln, eine historische Liegenschaft bestehend aus zwei Fachwerkhäusern.


Historische Aufnahme: Einzug 1932 ins Schwarze Haus – Hans-Theo Heinen mit Handwerker an der Nordseite des Schwarzen Hauses
Historische Aufnahme: Einzug 1932 ins Schwarze Haus – Hans-Theo Heinen mit Handwerker an der Nordseite des Schwarzen Hauses

Die Häuser trugen im Volksmund die einprägsamen Namen „Rotes Haus“ bzw. „Schwarzes Haus“. Diese Namen rührten wohl daher, dass das größere der beiden Häuser komplett mit schwarzen Schieferplatten verkleidet war und durch seine exponierte Stelle auf dem Kamm eines Höhenzuges bereits von weitem als großer schwarzer Klotz wahrgenommen wurde. Im Kontrast hierzu, bildete ein kleineres Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft, bestehend aus rotem Backstein und Fachwerk, einen leuchtend roten Punkt in der ansonsten sehr grünen Landschaft.


Historisches Foto: Hanns und Erna Heinen kurz nach dem Erwerb des „Schwarzen Hauses“ im Jahre 1932. Im Hintergrund – auf der anderen Talseite - die Abraumhalde der Bleimine und das „Schwarze Haus“
Historisches Foto: Hanns und Erna Heinen kurz nach dem Erwerb des „Schwarzen Hauses“ im Jahre 1932. Im Hintergrund – auf der anderen Talseite - die Abraumhalde der Bleimine und das „Schwarze Haus“

Bei den Gebäuden handelte es sich um ein bedeutendes industrielles Erbe, welches in einzigartiger Weise die Montangeschichte des Bergischen Landes dokumentiert. Das „Schwarze Haus“ – ein Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert mit Erweiterungsbau aus dem 19. Jahrhundert – wurde als sogenanntes Steigerhaus eines Bleibergwerks errichtet. Es besitzt – untypisch für die Fachwerkhäuser dieser Region – große Räume. Das sogenannte „Rote Haus“ entstand im 19. Jahrhundert als Werkstatt für einen Messer- oder Scherenschleifer. Auf der von der Straße abgewandten Seite des „Schwarzen Hauses“ befindet sich eine Pflasterung aus Ziegelsteinen mit eingelassener Ablaufrinne – wohl Reste eines Pferdestalles, dort stehen zwei – aus großen Monolithen gemeißelte – Pferdetröge.


Erna Heinen-Steinhoff  am Fenster des großen Salons auf der Gartenseite des Schwarzen Hauses, 1958
Erna Heinen-Steinhoff am Fenster des großen Salons auf der Gartenseite des Schwarzen Hauses, 1958

Die Geschichte des Bleibergwerks zu Höhscheid wurde von den Herren Klaus Tettinger, Heribert Kremer sowie Heinz-Peter Knoop recherchiert und in einer von der Stadtsparkasse Solingen in den 80-iger Jahren editierten Broschüre veröffentlicht. Ferner hat das Solinger Tageblatt am 24.12.1987 (selbe Autoren) einen umfangreichen Artikel mit Kartenmaterial und Querschnitte publiziert. Die folgenden Zitate stammen aus diesen Quellen:

… für den Solinger Handel war die Verbindung zum Rheinhafen Hitdorf besonders von Bedeutung. Im Jahre 1753 wurde daher ein Teilstück dieses Weges von Solingen über den Ort Höhscheid nach Aufderhöhe gebaut: die Neuenkamperstrasse! Diese Baumaßnahmen können als Ausgangspunkt für die Errichtung des schwarzen Hauses gesehen werden, da bei den Bauarbeiten zur besagten Straße Bleierz gefunden wurde. Aufgrund des lehmigen Untergrundes benötigte man Steine, um sie zu bekommen, machte der leitende Ingenieur Schürfversuche in der Umgebung. Zwei zufällig anwesende Bergleute bestätigen den Fund von Bleierz. Bis 1814 wurde Erz abgebaut. In den ersten Jahren hat die Grube eine schöne Ausbeute an Bleierz geliefert, und war sehr rentabel. Je tiefer man aber kam, desto mehr hatte man mit dem zufließenden Wasser zu tun. Trotz der Aufstellung von drei Pumpen, konnte man des Wassers nicht mehr Herr werden. Aufgrund der hohen Kosten wurde dann die Grube geschlossen. 1842 hörte man wieder etwas vom Bergbau in Höhscheid. Die Aktivitäten scheinen aber nicht lange gedauert zu haben. 1880 wurden die Arbeiten wieder reaktiviert, im Jahre 1889 wurde der Tiefbaubetrieb endgültig eingestellt. Im Mai 1890 wurde dann der Schacht endgültig geschlossen …"


Erwin Bowien am Zeichnen im Garten des „Schwarzen Hauses“, 1946
Erwin Bowien am Zeichnen im Garten des „Schwarzen Hauses“, 1946

Zur Geschichte des Hauses gibt es weitere mündliche Überlieferungen: Als Hanns Heinen die Liegenschaft erwarb, erzählte ihm der Vorbesitzer aus den mündlichen Überlieferungen seiner Familie – hierzu gibt es keinerlei schriftliche Belege - dass nach Beendigung der Funktion als Steigerhaus des Bleibergwerks - das Haus wegen seiner günstigen Lage an einer der wichtigsten Handelsstraßen der Region zur Herberge / Gaststätte umfunktioniert wurde. Dafür könnten das rückseitige Pflaster und die großen Pferdetröge hindeuten.


Amud Uwe Millies beim Zeichnen in der Nähe des Schwarzen Hauses in Solingen, 1959
Amud Uwe Millies beim Zeichnen in der Nähe des Schwarzen Hauses in Solingen, 1959

Die andere Aussage des Vorbesitzers, dass der französische Kaiser Napoleon Bonaparte im „Schwarzen Hause“ genächtigt haben soll, kann nicht belegt werden und ist daher sehr fraglich. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Haus als Außenstelle des Bürgermeisteramtes Höhscheid gedient haben.


Zur Erinnerung an die Künstlerkolonie „Schwarzes Haus“ wurde im November 2020 am historischen Gebäude der Künstlerkolonie eine Informationstafel mit der Auflistung der dort wirkenden Künstler angebracht.


Ab 1932 wurde hier der regelmäßige künstlerische und literarische Salon der Familie Heinen abgehalten. Mit dem Einzug des aus dem Exil zurückkehrenden Malers Erwin Bowien (1899-1972) – im Jahre 1945 - begann die Geschichte des Hauses als Künstlerkolonie.

Weitere Hintergrundinformationen zur Geschichte des „Schwarzen Haus“ als „Steigerhaus zum Bleibergwerk Höhscheid finden Sie unter:


Landschaften im Umfeld der Häuser - 2020 / 21